© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 27.04.2024 - 10:52 Uhr

DORMAGO

Tork-Show: Vom Bier über Bücher und Branding zum Umweltschutz

16.03.2019 / 17:16 Uhr — bs

Die schlechte Nachricht zuerst: Auch in diesem Jahr wird es keine weitere Auflage der Tork-Show geben, die nächste ist für Freitag, 13. März 2020, geplant. Und den Termin sollten sich Interessierte schon jetzt vormerken, denn die Karten für die gestrige Dormagener Kult-Veranstaltung waren innerhalb von 10 Tagen ausverkauft. Organisator Olaf Moll vom Kulturbüro hätte auch ein vierfaches Kontingent absetzen können, aber die Plätze in der Kulturhalle sind begrenzt.

Die gute Nachricht ist, dass auch die gestrige 11. „Neuausgabe“ der Tork-Show mit den Moderatoren Wolfgang Link und Detlev Zenk nichts von ihrem Charme und ihrer Einmaligkeit eingebüßt hat. Zwischendurch wurden die Besucher sogar per Live-Schaltung Zeugen, wie Wolfgang Link versuchte, seiner Frau Susan, die soeben die Aufzeichnung der Talk-Show „Kölner Treff“ mit Micky Beisenherz in Köln abgeschlossen hatte, einen nicht wirklich geplanten Spielzeugeinkauf mit seinem Sohn zu vermitteln.

Von den vier Gäste mit Bezug zu Dormagen saß zunächst der Delhovener Bierbrauer-Meister Volker Stüttgen auf der Bühnencouch. Seit gut einem Jahr betreibt er eine eigene Bierbrauerei. Zunächst als Nebenerwerb getestet, etablierte sich die Marke „Schluckspecht“ so schnell, dass er seit Anfang 2019 als selbständiger Unternehmer Kess (Kölsch), Pils, Alt und Weizenbier nicht nur in seinem Laden sondern auch über lokale Händler vertreibt. Der 35-Jährige ist „Heimatshopper“, er kauft so weit wie möglich regionale Produkte und sieht auch sein Bier als Erweiterung des Angebots vor Ort. Davon, dass sein Kess malzig und hopfenaromatisch ist und sein Pils mit Zitronenhopfen den besonderen Kick bekommt, konnten sich auch die Gäste an ihren Tischen überzeugen, die dem „Heimatbier“ ausnahmslos einen guten Geschmack bezeugten. Aktuell produziert Stüttgen in seiner Hausbrauerei monatlich 16 Hektoliter, will aber seine Anlage kurzfristig auf 50 Hektoliter auslegen.

Schriftstellerin Catherine Shepherd ist Bestsellerautorin und heißt eigentlich Katrin Schäfer. Im April 2012 ging sie mit ihrem ersten Buch „Der Puzzle-Mörder von Zons“ auf den Markt. Inzwischen umfasst die Reihe der Zons-Thriller acht Bände, der neunte „Sündenkammer“ erscheint am 1. April. Das war der Zonserin aber nicht genug. Sie schrieb weiterhin drei Bücher, bei denen die Figur Laura Kern, eine Berliner Spezialermittlerin, im Mittelpunkt steht und zwei Ausgaben rund um die fiktive Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Auch hier sind Nachfolgebücher noch für dieses Jahr vorgesehen. Die Werke der studierten Betriebswissenschaftlerin, die „aus Langeweile“ während der Schwangerschaft ihre schriftstellerischen Ambitionen wieder aufnahm und damit an die Fantasy-Aufsätze und Gedichte ihrer Schulzeit anknüpfte, wurden inzwischen etwa zwei Millionen Mal als E-Book gelesen. Printausgaben machen nur etwa 20 Prozent ihrer Verkaufsumsätze aus. Die Leserschaft der Vielschreiberin ist zu 80 Prozent weiblich und zwischen 25 und 87 Jahre alt.

Der ebenfalls aus Dormagen stammende Ric Scheuss hat über 18 Semestern Philosophie- und Theologiestudium letztendlich seinen Weg in eines der europaweit erfolgreichsten Unternehmen für die musikalische Entwicklung von Markennamen (Branding) gefunden. Früher war Scheuss selbst mit verschiedenen Bands unterwegs, trat sogar einmal bei „Musik liegt in der Luft“ mit Dieter Thomas Heck auf – natürlich nur, um sich für den anschließenden „Karrierehöhepunkt“ warmzulaufen: einem Auftritt auf dem Dormagener Weihnachtsmarkt. Sein Geld verdiente er damals unter anderem mit Werbejingles. Inzwischen betreut er als Geschäftsführer von TRO Music, einem der großen Marktführer auf dem Gebiet des musikalischen Brandings, Kampagnen internationaler Kunden wie Porsche, Ikea, Adidas, McDonalds und C&A, die mit Musik eine „emotionale Kommunikation mit dem Produkt“ herstellen wollen. „Wir manipulieren Ihre Gehirne, damit Sie Produkte kaufen, die Sie wahrscheinlich gar nicht brauchen,“ erklärt er seinen Job augenzwinkernd. Denn es hat sich herausgestellt, dass beispielsweise auf die jeweiligen Kundinnen und Kunden zugeschnittene Musik in Umkleidekabinen den Umsatz um zwei bis vier Prozent erhöhen kann - was vor allem bei großen Unternehmen ein Millionengeschäft sein kann. Um die richtige Musik zu finden, bedienen sie sich inzwischen auch Künstlicher Intelligenz.

Die Zonserin Karin Schwanfelder ist Umweltschützerin und regional vor allem durch ihre Aktion „Rhein Clean up Dormagen“ bekannt. Seit 2015 säubert die gelernte Einzelhandelskauffrau, die fast zehn Jahre ein Tierheim auf Fuerteventura leitete, regelmäßig mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern das Rheinufer von der Piwipp bis zum Fährhaus Pitt Jupp und den Zonser Grind. Aber auch andere Aktionen stehen auf dem Programm. Etwa 100 Tonnen Müll wurden bei den Reinigungsaktionen inzwischen fachgerecht entsorgt. Am vergangenen Dormagener Sauberhafttag wurde Müll von Feldern in Stürzelberg aufgesammelt, am 14. April wird ab 10 Uhr das Gebiet TopWest vom Treffpunkt Baumarkt aus gereinigt – Mitmacher sind immer willkommen. Mit ihren Säuberungsaktionen will die Tierliebhaberin ein Bewusstsein gegen illegale Abfallentsorgung schaffen. Die gefundene Spülmittelflasche aus den 60iger-Jahren, die sie mitgebracht hatte und die wie neu aussieht, beweist eindeutig, dass Plastik nicht einfach verrottet und jahrzehntelang ein Problem in der Natur ist.

Der musikalischen Rahmen des Abends wurde nach längerer Pause wieder einmal von „Kena‘s Room“ mit lässigem brasilianischen Sound wunderbar gestaltet.

Weitere Fotos von der Tork-Show

 

Fotoquelle: Heinz J. Zaunbrecher

Pressefotos
Eine gut aufgelegte Gesprächsrunde: Wolfgang Link, Volker Stüttgen, Karin Schwanfelder, Catherine Shepherd, Ric Scheuss und Detlev Zenk
Eine gut aufgelegte Gesprächsrunde: Wolfgang Link, Volker Stüttgen, Karin Schwanfelder, Catherine Shepherd, Ric Scheuss und Detlev Zenk
Volker Stüttgen
Volker Stüttgen
Catherine Shepherd
Catherine Shepherd
Ric Scheuss
Ric Scheuss
Karin Schwanfelder
Karin Schwanfelder